Donnerstag, April 21, 2005

Real Life

Gestern klagte mir eine liebe Bekannte, wieviel Spass es ihr bereite, wie sich ihre (vier!) Katzen in Haus und Garten gemütlich tun. Natürlich, es Frühlingt ja schon, ein wenig zumindest. So spriesen auch schon die ersten Tulpenzwiebelchen im Garten, die Mäuse treibt es aus ihren Erdlöchern, wo sie sehnlichst von der Katzenschar, erst als Spielkameraden und an zweiter Stelle als Futterabwechslung gern empfangen, gejagt und Schlussendlich ins Haus verschleppt werden. Da als Tatbeweis für die gute Hausfrau zerlegt, angefressen, machmal auch wieder ausgekotzt werden. Jedenfalls sind die Katzen wahre Meister im sezieren der Innereien. Was nicht fein schmeckt, wie Nierchen, Magen samt Inhalt, wird säuberlich aussortiert. Schliesslich soll auch für die andern Mitbewohnern was sichtbar übrig bleiben. Weil, Katzen sind von Natur aus keine Egoisten, sie verteilen liebend gern ihre Beute, im Grunde fast genauso wie sie ihre Schmuse- und Kuscheleinheiten, deren wir uns erfreuen dürfen, verteilen. So freut sich die brave Frau jedesmal, wenn sie die Überbleibsel der armen Mäuse entsorgen und die wenigen Blutspuren vom Boden aufnehmen darf. Schön praktisch so ein Klinker, Marmorboden sein kann.
Also, was ich eigentlich euch erzählen wollte, ist die Geschichte mit den vier Mäusen, die ihre Katzen an diesem Montag, schon morgens früh, ihrzuliebe im Haus verteilt haben.
Die Katzen besitzen eben einfach einen untrügerischen Instinkt, für den jeweiligen richtigen Zeitpunkt ihrer Freudentaten. Ich kann euch nur illustrieren, erzählen, wie ich die Schilderung empfangen habe, möglich, dass mir dabei das Eine oder Andere verrutscht ist. Man gestatte mir, den Ablauf der Dinge ein bisschen zu manipulieren. Nun Zufall oder nicht...
Fröhlich, ausgeschlafen, stand die Gute am Montag früh auf, wie immer. Vor sich herträllernd, aber trotz allem, noch Schlaftrunken, auf dem Weg aus dem Schlafgemach zum Bad. Ja, wer denkt da schon an Mausteile, ordentlich vor der Zimmertüre ausgebreitet...
Jedenfalls flutsche es ganz schön, Blutreste spritzten bis einen halben Meter die Wände hoch. Ausrutschend, zur gegenüberliegender Wand gleitend, sich festhaltend suchend, blöderweise am Bild (expressionistisch), das da friedlich hing... samt Glas. Na ja, kein Nagel hält ewig. Glücklicherweise verletzte sie sich nicht beim Hinfallen.
Danke - Montagsmorgenbruchscherben sind ausgeprochene Glücksbringer.
So seltsam es klingt - der Weg zu Besen, Putzlappen und Eimer führte die tapfere Frau schnurstracks zu zweiten Maus. Die zappelte noch verzweifelt, Blutspuren schleifend in der Küche, genau vor dem Besenschrank, ihre letzte Lebensenergie verbrauchend. Gut beobachet von zwei Katzen, die sich ihr Spielzeug gegenseitig mit den Pfoten zuspielten, wie einen Ball in einem Fussballspiel. Zum Glück schliefen die Kinder noch, wegen den Scherben im Flur...
Leider ging in dem Moment der Wecker los, in einem der Kinderzimmer...
Eine weitere Botschaft, nur ein Katzensprung, bis die beiden Kinder aufstehen. Einen wunderschönen Tag wird das. Vielleicht etwas verrückt. Blutflecken, Scherben und Mausteile im Flur, zwei Katzen die Mausefussball spielen in der Küche, dazu Kinder die gleich aufstehen.
Aber trotzdem weit weniger kompliziert als es hätte ausgehen können.
Zum Beispiel hätte die Aufgabe, den Putzeimer zu erreichen die Notwendigkeit mit sich bringen können, einen Müllsack zu entfernen, was die unerwartete Folge hätte haben können, dass dabei eine Schachtel Schlafpillen ausgeleert würde, und das hätte bedungen, dass Frau erst den Küchenboden fegt, damit die Katzen keine der verschütteten Pillen fressen, dabei hätte mit dem Besen eine Glüh- oder Stehlampe erschlagen werden können, was wiederum einen Kurzschluss im Haus hätte auslösen können, dabei hätte der Eimer voll Wasser umgekippt werden können, weil kein Licht mehr vorhanden war. Die Kinder beim aufstehn durch die Scherben gelatscht wären. Und wenn dazu noch gleichzeitig das Telefon geläutet hätte, an dem sich die dritte tote Maus zuletzt festgekrallt hatte...
Ich vermag gar nicht zu schreiben, was noch alles geschehen wäre, wenn andere kleine Abweichungen vom Erwarteten Tag eingetroffen wären.
Doch da wartete noch eine tote Maus geduldig auf's entdeckt werden...
Zum Glück war der Tag erst am Anfang - aber das ist etwas Anderes.


Toby on Ice

Keine Kommentare: