Freitag, Dezember 17, 2004

Arbeit Laborare

Laborare bedeutete im Lateinischen so viel wie "Schwanken unter einer schweren Last" und meint allgemein gefasst das Leiden und die Schinderei des Sklaven.
Tatsächlich bedeutet "laborare" genau genommen "sich abmühen", "sich plagen", "sich um etwas Sorgen machen", während es "labare" ist, das "unter einer schweren Last schwanken", "dem Fallen nahe sein" bedeutet.

Das Wort "labor", von dem sich italienisch "lavoro" ableitet, liegt demnach in seiner Bedeutung sehr nahe bei "dolor" - italienisch "dolore" - und "laboriosos" (d.h. ausdauernde, aktive, entschlossene Arbeiter - die Champions des Arbeitsmarkts sozusagen) bezeichnet fast schon masochistische "Liebhaber von Schmerzen" (die philóponoi der Griechen), eine Art leidenschaftliche Büsser.
In den Komödien des Plautus wird "labor" häufig Sklaven in den Mund gelegt, wodurch gerade ein Grundzug ihrer sozialen Stellung kenntlich wird.
Darüber hinaus wird "labor" in den Georgica auch unter die Missgeschicke eingereiht, die das menschliche Leben betreffen:
"subeunt morbi tristisque senectus / et labor, et durae rapit inclementia mortis" (3, 67-68, durch Enjambement hervorgehoben) ("Nachfolgen Krankheit und trostloses Alter / und Mühsal, dahin rafft uns Mitleidlosigkeit grausamen Todes").

In der Aeneis wird "Labor" sogar personifiziert und - zusammen mit anderen - in ein unterweltliches Ungeheuer - Labos (eine archaische Form für "labor") - verwandelt.

Wir können also mit H. Altevogt (in Labor improbus. Eine Vergilstudie, Münster 1952,S.5-51) den Schluss ziehen, dass der vergilische Begriff von labor - abgesehen von sporadischen Lobpreisungen der Feldarbeit - wesentlich einer negativen Auffassung zuneigt, so sehr, dass er Konnotationen von Unterweltlich-Höllischem und deutlich Schaden Stiftendem annimmt.

Im Artikel von Woodcock (The Tyranny of the Clock, erschienen im März 1944):
"Zeit ist Geld" wurde einer der Schlüsselsätze der kapitalistischen Ideologie und der mit der Arbeitszeitkontrolle beauftragte Angestellte war der bedeutendste der neuen Funktionärstypen, die von der kapitalistischen Ordnung eingeführt wurde.

Zum Schluss ein Zeitsprung von der lateinischen Literatur zum Kino.
Im Film "Shining" (1980) von Stanley Kubrick nimmt die Hauptperson Jack Torrence (Jack Nicholson) die Stelle eines Hausmeisters in einem grossen Berghotel an - für die Wintersaison, in der das Hotel, in dem er samt Familie einzieht, geschlossen ist. Durch die Isolation wird er schliesslich verrückt und will Frau und Sohn mit einer Axt töten. Nun ist die fragliche Person aber ein Schriftsteller und verbringt in diesen Wintertagen Stunden um Stunden eingeschlossen mit seiner Schreibmaschine. Während vieler Tage stapelt sich auf seinem Schreibtisch Seite um Seite, bis wir endlich entdecken, dass er unzählige Male einzig den Satz "Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen" geschrieben hat.
In der Originalversion jedoch lautet dieser Satz ein wenig anders: "All work and no play makes Jack a dull boy", d.h. "Immer Arbeit, niemals Spiel - das macht Jack trüb und dumm".
Trüb und dumm - ein Produkt der Arbeitsmaschine, fähig Frau und Sohn mit der Hacke zu erschagen.

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